Was denken Sie: Wenn Sie Ihre Kollegen und Mitarbeiterinnen morgen zu einer Besprechung einladen würden, und Sie würden Ihnen sagen: „Liebe Leute, in diesem Unternehmen seid ihr das allerwichtigste. Denn ihr, die Mitarbeiter, seid der Faktor, der am meisten zu seinem Erfolg beiträgt“. Welche Reaktionen würden Sie wohl ernten?
Würden einige verständnislos in Ihr Gesicht blicken und vorsichtig lächeln? Die anderen konsterniert ins Leere schauen und lieber nichts sagen? Ein paar Mutige stirnrunzelnd eine wegwerfende Handbewegung machen? So jedenfalls sähe es wohl in vielen Unternehmen aus. Die Kommentare zu ihrer Ansage kämen erst nach und nach: „Jaja, aber ich habe trotzdem zu viel auf dem Schreibtisch liegen.“ – „Den Kunden wird alles von den Lippen abgelesen, und wir dürfen buckeln.“ – „Kreativ sollen wir sein, innovativ, agil und so weiter. Alles geht immer schneller.“ – „Wir nehmen uns immer so viel vor, und nachher wird sowieso nichts draus.“
Die Mitarbeiter werden immer wichtiger
Unternehmen stehen heute vor vielen Herausforderungen. Sie müssen sich andauernd Veränderungen anpassen, einem Wandel, der vielerorts immer schneller vor sich geht. Sie müssen immer anspruchsvollere Kunden befriedigen. Sie müssen mit einer wachsenden Arbeitsverdichtung umgehen. Sie müssen die Ansprüche der nachwachsenden Mitarbeitergeneration berücksichtigen. Und so weiter. Das ist schwierig genug. Zu alldem kommt, dass gute und zufriedene Mitarbeiter für jede Organisation tatsächlich immer wichtiger werden. Von ihrer Kompetenz und ihrem Einsatzwillen hängt es ab, wie gut eine Organisation den Herausforderungen begegnen kann. Die Ansage, die Sie oben gemacht haben, war also gar nicht übertrieben. Und die Reaktionen der Angesprochenen sprechen Bände darüber, ob sie sich tatsächlich wichtig genommen fühlen …
Die Verbindung unter den Mitarbeitern ist der Schlüssel
Wenn ein Unternehmen erfolgreich sein will, muss es die Menschen, die für es arbeiten, genauso ernst nehmen wie seine Umsatzzahlen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital. Soweit, so gut. Doch was bedeutet das, wenn man genauer hinschaut? Vor allem bedeutet diese Einschätzung, dass Kommunikation zu einem zentralen Faktor wird – Kommunikation verstanden als die Verbindung zwischen den Mitarbeitenden.
Jetzt muss ich doch einmal ein altes, sehr technisches Bild heranziehen, um zu verdeutlichen, was ich meine. Wenn man sich jeden Mitarbeiter als ein Rad im Getriebe vorstellt, dann ist die Kommunikation die Verbindung zwischen diesen Rädern. Ein Rad, dass sich allein in der hohlen Luft dreht, bewirkt gar nichts; viele Räder, die geschickt miteinander verbunden sind, halten auch einen großen Mechanismus flüssig am Laufen. Je dichter die Verzahnung, desto stärker das Ganze. Das gilt aber nur, wenn die Zahnräder gut ineinander greifen. Soll heißen: Je dichter die Kommunikation und je besser die Qualität der Kommunikation, desto besser funktioniert das Unternehmen.
Respekt ist wie Öl für das Getriebe
Jetzt kommt allerdings die Physik ins Spiel: Je dichter das Räderwerk (je mehr Kontakt die Räder untereinander haben), desto größer wird auch die Reibung. Es fängt an zu knirschen, Missverständnisse entstehen, Konflikte kommen auf, Räder blockieren, irgendwann fängt der ganze Mechanismus an zu rucken und zu stocken. Das Reparaturteam rückt an, kann aber nur noch die dringendsten Probleme eindämmen. Nach einiger Zeit fängt das Stocken erneut an.
Der Mechanismus muss von Anfang an gepflegt werden, damit er weiter rund laufen kann. Das heißt, er braucht Öl. Das Öl, das die Verbindungen in Ihrer Organisation geschmeidig hält, ist: Respekt. Respektvolle Kommunikation sorgt dafür, dass die Prozesse im Unternehmen wie geschmiert ablaufen. Öl muss man regelmäßig nachfüllen, am besten beständig, Tropfen für Tropfen. Genau so ist es auch mit dem Respekt.
Jedes Unternehmen braucht Würde
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind allerdings weit mehr als Räder in einem Getriebe. (Nehmen Sie das Bild von dem Mechanik also bitte nicht zu wörtlich.) Jeder Mensch ist ein Individuum mit seinen eigenen Bedürfnissen und Eigenarten, er ist unberechenbar und einzigartig, will zu recht als Persönlichkeit wahrgenommen und ernstgenommen werden. Mit anderen Worten: Er ist Träger menschlicher Würde.
Das ist ein zweiter Grund, aus dem Respekt für Ihr Unternehmen eine so zentrale Rolle spielt. Jeder der Menschen, die dort arbeiten, braucht die Anerkennung seiner menschlichen Würde. Respekt ist der Ausdruck dieser Anerkennung im alltäglichen Umgang miteinander. Wenn alle Beteiligten respektvoll handeln, dann ist nicht nur ihre Würde gewahrt, dann wahrt sich Ihr Unternehmen auch seinen wichtigsten Erfolgsfaktor – zwei gute Gründe, Respekt an die erste Stelle zu setzen.
Je vielfältiger die Herausforderungen für Organisationen also werden, desto wichtiger wird Respekt für sie. Und desto größer wird Ihr Erfolgsgefühl sein, wenn Sie sagen „Liebe Mitarbeiter, in diesem Unternehmen seid ihr das allerwichtigste“ – und Sie ein „Daumen hoch“ von Ihren Mitarbeitern bekommen, weil sie wissen, dass Sie es ernst mit ihnen meinen.
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